
Dieser Nachteinsatz im Bereich des Maurertörls (3104 m) in der Venedigergruppe war einerseits für die Crew des Notarzthubschraubers RK-1 extrem fordernd. Und er hatte andererseits einen Aspekt, der die Retter sprachlos machte.
Von Kürsinger Hütte zur Essener-Rostocker-Hütte
Ein polnischer Bergsteiger wollte mit seiner Tochter (13) und seinem Sohn (22) am Freitag von der Kürsinger Hütte (2548 m) in Salzburg über das Maurertörl zur Essener-Rostocker Hütte (2207 m) steigen. „Das Wetter war relativ schlecht, es regnete und schneite in der Höhe, das Trio fand schließlich den Weg im vergletscherten bzw. steilen, steinigen Gelände nicht mehr“, schildert Siegfried Kratzer, Chef der Bergrettung Prägraten am Großvenediger. Die Dunkelheit brach herein, so schlug der Pole gegen 21 Uhr Alarm.
Notarzthubschrauber in Kärnten verständigt
Kratzer verständigte daraufhin den in Fresach in Kärnten stationierten Notarzthubschrauber RK-1, der in der Nacht Windenbergungen durchführen kann. Der Heli flog in der Folge mit einem Bergretter unter schwierigsten Wetterbedingungen zu den Verstiegenen. Es gelang den Einsatzkräften bei Schneefall bzw. Regen, den Vater und die Tochter mit der Winde in rund 3000 Meter Höhe zu bergen und sicher nach Prägraten zu fliegen. Beide waren unterkühlt aber unverletzt.
Nur zwei Verstiegene gemeldet – den Sohn nicht
Dann wurde es kurios: Der Einsatz schien beendet, da gab der Vater plötzlich gegenüber den Einsatzkräften an, dass sich auch sein Sohn noch am Berg befinden würde. Kratzer: „Es waren ursprünglich nur zwei Verstiegene gemeldet gewesen!“
Retter kamen Sohn entgegen
Daraufhin nahmen die Bergretter Kontakt mit der Essener-Rostocker-Hütte auf. Von dort machten sich dann Alpinisten in Richtung Maurertörl auf und konnten in der Ferne den Schein einer Stirnlampe und somit den 22-jährigen Polen erkennen. Die Einsatzkräfte gingen dem Mann entgegen und begleiteten den Unverletzten sicher zur Hütte.
Während Tour getrennt
Wie sich herausstellte, hatte sich das Trio während der Tour getrennt. Vater und Tochter waren in rund 2900 Meter Höhe geblieben, der Sohn stieg allein weiter ab – möglicherweise, um besseren Handyempfang zu haben.
Bergretter sprachlos
Dies hat der Pole den Einsatzkräften aber nicht mitgeteilt und seinen Sohn in Bergnot aus unerklärlichen Gründen verschwiegen. „Das kann ich mir nicht erklären“, ist Bergretter Kratzer auch noch am Tag darauf sprachlos.