
In Niederösterreich häufen sich die Unfälle mit E-Scootern – oft mit schweren Folgen. Im Vorjahr sind bei rund 360 E-Scooter-Unfällen im Bundesland drei Menschen ums Leben gekommen. Die Diskussion um eine mögliche Helmpflicht ist voll im Gange, selbst unter Experten gehen die Meinungen auseinander. Wie orf.at berichtet, sind die kleinen Räder und die hohe Geschwindigkeit eine gefährliche Mischung. 2023 wurden in Niederösterreich zwei Menschen bei E-Scooter-Unfällen getötet, im Jahr davor waren es drei. Laut ARBÖ-Pressesprecher Sebastian Obrecht steigen die Unfallzahlen weiter an.
“Die Hauptverletzungen sind einerseits natürlich der Bewegungsapparat, sprich Arme und Beine, aber auch ganz schwere Kopfverletzungen. Und das rührt daher, weil die Geschwindigkeiten relativ hoch sind”, erklärt Obrecht.
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) schätzt, dass österreichweit rund 560 Schädel-Hirn-Verletzungen verhindert werden könnten, wenn alle E-Scooter-Fahrer einen Helm tragen würden. Trotzdem sieht man auf den Straßen kaum jemanden mit Helm. “Man rechnet damit, dass die Quote bei rund zehn Prozent liegt. Das heißt im Umkehrschluss: 90 Prozent der E-Scooter-Fahrer sind ohne Helm unterwegs”, sagt Obrecht.
Aber nicht nur für die Fahrer selbst kann ein Unfall gefährlich enden. Bei etwa der Hälfte der Unfälle sind auch andere Verkehrsteilnehmer betroffen – also Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer. Im September des letzten Jahres hat ein 41-Jähriger in der St. Pöltner Innenstadt mit seinem E-Scooter ein Mädchen angefahren und schwer verletzt. Dafür wurde er zu 21 Monaten unbedingter Haft verurteilt.
ARBÖ, ÖAMTC und das KFV sprechen sich gegenüber noe.ORF.at klar für eine Helmpflicht aus. Die hohe Geschwindigkeit, das Gefahrenpotenzial durch die Bauart und die steigenden Verletzungszahlen sind für sie ausschlaggebend.
Der VCÖ sieht das ganz anders. Dort lehnt man eine Helmpflicht ab. Der Club fürchtet das Aus für E-Scooter-Sharing-Angebote. Außerdem heißt es in einem Statement: “Eine Helmpflicht würde bedeuten, dass ein Pendler, der den Helm vergessen hat und von einem Alkolenker oder Raser auf einem Scooter niedergefahren wird, automatisch Teilschuld hat. Zu den Gesundheitsschäden kommen dann auch finanzielle und versicherungstechnische Probleme.”
Statt einer Helmpflicht fordert der VCÖ, die Geschwindigkeit der E-Scooter zu drosseln und die Kontrollen zu verschärfen. Auch das Radwegnetz soll ausgebaut werden, damit E-Scooter sicher unterwegs sind. Außerdem will man eine Bewusstseinskampagne fürs Helmtragen.
Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) hat sich in der ORF-Pressestunde für die Helmpflicht ausgesprochen. “Aktuell befindet sich der Vorschlag des Ministeriums in politischer Koordinierung. Angepeilt ist ein Inkrafttreten der Änderung im kommenden Jahr”, heißt es gegenüber noe.ORF.at.